19. März 2024

Wassermangel in Deutschland – was heißt das?

Die ersten Monate im laufenden Jahr 2021 waren kalt und nass. Zu nass? Mit nichten.

Da die Sommer in den vorhergegangenen Jahren sehr heiß und trocken waren, ist der Boden in weiten Landstrichen sehr trocken.

Dabei muss man zwischen oberflächlicher Trockenheit und einem trockenen Boden in den unteren Schichten unterscheiden. Gras, Getreide, Gemüse usw. brauchen Wasser in der obersten Schicht. Dort sickert auch das Regenwasser zuerst ein. Ist diese Schicht gesättigt, dringt das Wasser in weiter unten gelegene Schichten ein. Es sickert nach unten. Dorthin reichen auch die Wurzeln der Bäume. Sie saugen dort den Wasserbedarf des Baumes an.

Durch die sehr geringen Regenmengen – vor allem in Mittel- und Ostdeutschland – sind beide Bodenschichten inzwischen deutlich wasserärmer als sie es sein sollten, um die Vegetation mit ausreichend Wasser zu versorgen.

Aber was war nun mit dem vielen Regen im April und Mai?

Die verhältnismäßig hohen Regenmengen im April und Mai haben die Feuchtigkeit in der oberen Bodenschicht relativ gut aufgefüllt. Jedoch ist kaum Wasser weiter nach unten gesickert. Die Baumwurzel-Schicht hat also kaum etwas abbekommen, weil der Wassermangel der Vorjahre nicht ansatzweise ausgeglichen wurde.

In West- und Nordwestdeutschland ist auch diese Schicht recht gut aufgefüllt worden. Nicht jedoch in den besonders betroffenen Gebieten in Mittel- und Ostdeutschland. Dort ist sogar stellenweise kaum die oberste Schicht aufgefüllt worden.

Gerade diese Schicht jedoch ist für die dort großflächig vorhandene Landwirtschaft überlebenswichtig. Das Getreide verdorrt dort großflächig, wenn nicht immer wieder bewässert wird. Doch die ständige Bewässerung kostet die Landwirte viel Geld. Geld, das durch teils festgesetzte Abnahmepreise nur teilweise wieder erwirtschaftet wird.

„Nationale Wasserstrategie“

Bundesumweltministerin Schulze (SPD) verweist daher auf mögliche Verteilungskämpfe innerhalb Deutschlands und möchte mit einer „nationalen Wasserstrategie“ entgegen wirken.

Wasser wird in naher und mittlerer Zukunft ein wichtiger Wirtschaftsfaktor werden. Man sieht dies bereits heute bei großen, internationalen Flüssen wie dem Euphrat. Hier streiten sich die Türkei und Syrien, da die Türkei offenbar dem Fluss sehr viel Wasser entzieht. Mehr als Syrien für angemessen sieht.
Auch beim Nil gibt es diese Problematik. Hier wirft Ägypten dem Sudan vor, zu viel Wasser aus dem Nil abzuleiten.

Damit es innerhalb von Deutschland nicht zu solchen Spannungen kommt und ein lokaler Wassermangel kein Wettbewerbsnachteil werden soll, möchte Schulze einen „fairen Rahmen für die Wasserverteilung. Es darf keinen Kampf ums Wasser geben.“

Bereits 2020 hat sie die nationale Wasserstrategie mit neuen Maßnahmen und einer Wassernutzungs-Hierarchie angekündigt. Primär sind dabei die Versorgung der Bevölkerung mit ausreichend Trinkwasser zum Trinken, Kochen und Waschen. Die Versorgung des weiteren Wasserbedarfs werde spannend.

Damit die Bevölkerung, Landwirtschaft und Industrie, aber auch die Natur ausreichend und gesichert mit Wasser versorgt werden kann plädiert Schulze für einen massiven Ausbau der Wasserinfrastruktur. Wasserversorger und die Kommunen sollen dabei besser als bisher miteinander kooperieren. Sie sollen sich in Regionalverbänden zusammenschließen. So sollen Unterschiede in den Wasserverfügbarkeiten untereinander verteilt und ausgeglichen werden. Größere Fernwasserleitungen können für einzelne Regionen in Schwierigkeiten die Lösung sein. Auch der Neubau von Talsperren seien denkbar – sofern „ökologisch verträglich“.

Drei Milliarden Euro jährlich

Schulze beziffert die Kosten hierfür auf mehr als drei Milliarden Euro jährlich. Die Länder und der Bund sind hier in der Pflicht. Dennoch werden den Großteil der Kosten die Kommunen und Wasserversorger tragen. Also letztlich die Bürger – über Steuern und Abgaben.

Es sollen aber auch Anreize dafür geschaffen werden, Wasser nicht nur zu Spitzenzeiten zu nutzen. Das Füllen von Pools, die Nutzung von Wasch- und Spülmaschinen könnten dann günstiger in den Nebenzeiten oder Nachts möglich sein.

Eigene Vorschläge

Darüber hinaus würde ich die Nutzung von Regenwasser forcieren. Das Wasser, das vom Hausdach einfach in die Kanäle fließt kann in gewissem, individuellen Umfang, beispielsweise im Keller aufgefangen werden. Dieses kann dann neben der Gartenbewässerung (das machen bereits viele – vor allem in den Schrebergärten) auch die Wasch- und Spülmaschinen sowie die Toilettenspülungen versorgen. Dazu muss ein Teil des Wassers in einen weiteren Wasserspeicher auf dem Dach oder im Dachstuhl hochgepumpt werden. Der Strom könnte durch Solarzellen mit angeschlossenem Stromspeicher produziert werden.

Weitere Informationen finden Sie im verlinkten Artikel bei n-tv.
Infrastruktur soll enorm wachsen: Schulze warnt vor Wassermangel – n-tv.de

Schreibe einen Kommentar